Literatur über (oder wie) Musik

Apercu über Zweig und Stifter (aus Anlass einer Umfrage)


Was Stefan Zweig einst über Gustav Mahler, den Dirigenten und Operndirektor notierte, wollte ich jüngst nachblättern – und war dann recht enttäuscht: Die Begeisterung des jugendlichen Stehplatzbesuchers schwingt in den Sprachbildern, aber wenig Konkretes, was uns wirklich nachfühlen ließe, was einen Musikfreund an Mahlers Kunst so bewegt haben könnte.

Darf ich dem Adalbert Stifter entgegenhalten? Du lieber Himmel, schallt es mir bei solchen Gelegenheiten regelmäßig entgegen, das Weitschweifigste vom Weitschweifigen. Doch selbst im Dickicht des „Witiko“ habe ich jedes einzelne Dacapo anlässlich des großen Rats auf dem Hradschin geliebt: Simple Wiederholung suggeriert als virtuoser dichterischer Kunstgriff das Schicksalsschwangere des historischen Augenblicks. Dafür träumt sich Stifter in seinem „Gang durch die Katakomben“ mir nichts, dir nichts hoch hinaus, um in einem gigantischen Ikarus-Sturz von „tausend Milchstraßen weiter außer dem Sirius“ jäh wieder drei Spannen unter dem Stephansplatz zu landen, während ein Wagen übers Pflaster rollt – und das ist in höchster Knappheit vielleicht eine der gewaltigsten Konfrontationen von Unendlichkeit und Vergänglichkeit, die je in Worten gemalt wurden. In Prosa zumindest . . .


Sinkothek Banner schmaljpg      Beckmessers Diariumjpg