Checkpoint Karli

Eine Glosse zwecks Kalmierung bilateraler Zwistigkeiten

Sommering gegen Kapfenberg, das war gestern. Jetzt droht Favoriten! Titelte ich doch angesichts der Aufführung von „Gilgamesch“ in der ehemaligen Ankerbrotfabrik mit „Unsterbliches in Simmering“. Auch angesichts der Entfernung zum Entstehungsort des „Gilgamesch“-Mythos ist ein solcher Navigationsfehler zwischen 1100 und 1110 nicht vernachlässigbar.

Man darf nämlich Sensibilitäten nicht außer Acht lassen, die entstehen, wenn politische Grenzen durch Gebiete gezogen werden, die im Einklang mit der natürlichen Topographie gewachsen sind. Die Trennlinie zwischen Wien X und Wien XI durchquert nämlich tatsächlich die einstigen Grenzmarken des Vororts Simmering und teilt deren südwestliche Gaue (simmeringerisch und favoritnerisch: Grätzel) dem zehnten Hieb zu. Man glaubt es kaum: Ein Teil von Alt-Simmering liegt in Favoriten!

Bevor nun aber die apokalyptische Vision eines neuen Checkpoint Karli im Eingangsbereich der einstigen Brotfabrik Wirklichkeit zu werden droht, setzen wir kalmierende Maßnahmen. DiePresse.com verortet König Gilgamesch ab sofort anderswo als die gedruckte Tageszeitung „Die Presse“, nämlich bezirkspolitisch korrekt. Liegt es einem gebürtigen Leopoldstädter doch fern, von einer Redaktion in Erdberg aus Territorialkonflikte zwischen Favoriten und Simmering heraufzubeschwören.



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