Quartettspiel und Orchesterdisziplin
Und doch: Es sind gerade die klein dimensionierten Ereignisse, die den vollen Genuss der größeren erst möglich machen. Und das aus zwei Gründen. Zum einen fehlt dem Publikum heutzutags größtenteils die private Erfahrung im persönlichen Umgang mit Musik. Kaum jemand betreibt mehr Hausmusik - so bleibt es kammermusikalischen Konzerten vorbehalten, das Aufnahmevermögen für die Zwischentöne zu schulen.
Erst wer die auszumachen imstande ist, kann ein Musikkenner genannt werden. Zum andern schulen sich Musiker im "kleinen", also heikleren, weil voll und ganz transparentem Genre an denselben Zwischentönen, die ja auch einem symphonischen Werk - und erst recht dem Musiktheater die nötige Differenzierung und Lebendigkeit verleihen.
Es gilt als Binsenweisheit, dass es einem großen Orchester guttut, wenn sich aus seinen Reihen möglichst viele Kammermusikensembles rekrutieren. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass es etwa für Beethoven einst als ausgemacht galt, dass sein "Mylord Falstaff", der Geiger Ignaz Schuppanzigh, der als Quartett-Primarius die wichtigste Interpretenpersönlichkeit des Meisters geworden war, anlässlich wichtiger Uraufführungen - etwa der Neunten Symphonie - als Konzertmeister des Orchesters fungieren musste.
In diesem Sinne haben die vier Musikanten, die sich unter dem Zeichen der Göttin der Morgenröte einfanden, um dem Quartettspiel zu frönen, allerhand auch für die Qualitätssicherung ihres Orchesters, der Wiener Symphoniker, getan.
Gedankt hat ihnen das Publikum, das über die Jahre hin Willy Büchler, Christian Blasl, Roman Bernhart und Andreas Pokorny die Treue gehalten hat und dem Cellisten auch an den Lippen hing, wenn er - eine der Spezialitäten im Zyklus des Eos-Quartetts - vor den Aufführungen so launig wie profund Hintergründe und formale Besonderheiten der Kompositionen erläuterte. All das garantiert den Vieren einen schönen Platz in der wienerischen Musizierchronik . . .