DIE KLASSIK-CHARTS

Von Spitzenreitern und ihrer Abstiegsgefährdung


Interessant, jeweils im Jänner die Statistiken auf www.bachtrack.com abzurufen, einer Web-Seite, die sich als Führer durch das Konzertleben versteht und genau unter Beobachtung hat, welche Werke wie häufig gespielt werden und welche Künstler wie oft engagiert. Was die Dirigenten betrifft, landeten beispielsweise 2014 übrigens Andris Nelsons auf Platz 1, Jaap van Zweden auf Platz 2 und Michael Tilson Thomas auf Platz 3 - sie sind die meistbeschäftigten Maestri.
Wichtiger aber die Komponistenliste: Der Reihe nach gewinnen Beethoven, Mozart, Bach, Brahms, Schubert, R. Strauss, Tschaikowsky, Händel, Ravel, Dvorak. Dass also vier Meister unter den ersten zehn sind, die ihre wichtigsten Schaffensjahre in Wien verbracht haben, freut uns. Aber, bitte, wo ist denn nach Beeethoven und Mozart der dritte Wiener Klassiker geblieben? Bis dato war Joseph Haydn immer unter den ersten zehn. Jetzt ist er auf Platz 13 gelandet. Ausgerechnet.
Irgendwie geht es dem „Vater der Symphonie“ wie dem großen Poeten Klopstock bei Lessing: „Wer wird nicht einen Klopstock loben/Doch wird ihn jeder lesen?“ Offenbar braucht es ein wenig Aufklärungsarbeit, damit Veranstalter und Publikum lernen, dass die Stücke, die dieser Meister hinterlassen hat, nicht zitabel nur zum Kulturkanon gehören, sondern auch zum Hören gedacht sind: sie wirken dabei vergnüglich und erbaulich, probiertermaßen. Wenigstens Platz 10 sollte irgendwann wieder drin sein!
Übrigens: Von Beethoven finden sich drei Symphonien unter den ersten zehn meistgespielten Werken. Was wiederum wie eine Paraphrase auf einen alten Witz anmutet: Wieviele Symphonien hat Beethoven geschrieben? Antwort: Drei, die Dritte, die Fünfte und die Siebente . . .


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